Unser Blog
Hier halten wir Sie auf dem Laufenden
August 2017
Presseartikel vom 29.8.2017
Das alte Dachzelt wird wieder flott gemacht.
Ein bisschen Make up schadet nie
Das Dachzelt funktioniert auch wieder
Appartment 1 und 2 sind bezugsfertig
Ein rustikaler Dachträger aus Baustahl entsteht
Der Unterfahrschutz ist fertig!
Die Impfungen haben wir auch alle hinter uns...
Einräumen für die Testtage
September Vitali ist top fit, aber er schwitzt schon
Etappe 1 – Von Bayern bis zum Schwarzen Meer
Samstag - 02. September
Der Tag der Wahrheit, das Abenteuer beginnt. 18:00 Abfahrt zum Start nach Hohenthann.
Nach einem letzten Reifencheck in Landshut treffen wir gegen 19:00 im Fahrerlager ein. Die ersten Teams haben ihre Zelte schon aufgeschlagen und ihre Boliden in Position gebracht. Vom „japanischen Reiskocher“ bis zum „römischen Kampfwagen“ war alles vertreten. Nach der Anmeldeprozedur stärken sich die Teams ein letztes Ma(h)l mit bayerischer Kost.
In Erwartung einer stürmischen Nacht hat Klaus vorgesorgt und bei Wirt die Honeymoonsuite für sich gebucht.
Sonntag - 03. September
Das Starterlager ist gefüllt bis auf den letzten Platz, letzte Vorbereitungen werden getroffen. Von der lokalen Presse bis zum bayerischen Rundfunk sind alle vertreten. Nach einem Weisswurstessen und einer kurzen Ansprache der Bürgermeisterin von Hohenthann ging es Punkt 12:00 los.
Bis abends waren Österreich und Ungarn eingenommen, dank der guten Vorarbeit von Jak bzgl. Wegezoll in Form eines Pickerl’s, führten wir das Feld an. Schwere Regenschauer zwangen uns hinter Budapest in Hatvan eine Pension aufzusuchen. Die ersten 736 km sind gefahren, was ca. 7% der Gesamtstrecke entspricht.
Die Beobachtung der anderen Teams und unserer eigenen Position mit dem Live-Tracker wurde schnell zu unserem liebsten Spielzeug. Gegen Abend konnte man sehen, dass sich einige Teams in unserer Nähe eingefunden haben.
Montag - 04. September
Die heutige Etappe sind wir straff angegangen, da wir um vier in den Karpaten zur Check Pont Party bei der Wassertalbahn in Viseu de Sus sein mussten. Durch die Zeitverschiebung hatten wir zudem eine Stunde weniger Zeit.
Während der Fahrt versorgt uns Jak vom hinteren Sitz aus mit selbst geschmierten Wurschtbroten und Essiggurken (Danke an Karin). Dass er sich dabei die Finger nicht abgeschnitten hat verdanken wir der von Klaus gefahrenen Ideallinie durch die karpatischen Serpentinen. Aufgrund eines aufkommenden flauen Magens haben Jak die Brote im hinteren Abteil aber dann doch nicht so richtig geschmeckt. Er meinte es lag an Klaus‘ Fahrweise …
Punkt 16:00 haben wir das Auto am Parkplatz der Wassertalbahn abgestellt und wurden mit rumänischem Slivovic empfangen.
Der eigentliche Plan wäre jetzt gewesen gleich weiterzufahren, da wir am Mittwoch in Odessa (Ukraine) eine Fähre reserviert hatten. Durch einen Deal mit Anderl aus Gangkofen, dem Chef der Bahn, ließen wir uns überreden, doch noch mitzufahren. Die Dampflok wurde angeheizt und kurz darauf gings los.
Für die 20 km wurden zwei Stunden veranschlagt. Oben angelangt gab es reichlich zu Essen und noch mehr zu Trinken. Bereits während der Fahrt wurde das erste Freibier ausgeschenkt, mancher aus den Teams dürfte am nächsten Morgen einen schweren Kopf gehabt haben.
Unser Deal: Talfahrt mit einem zur Draisine umgebauten „Ford Transrapid“.
Dienstag – 05. September
Weckruf um 5:15, die Sonne lässt sich noch Zeit. Ohne Frühstück geht’s weiter Richtung Ukraine. Kaffee gab‘s dann an einer rumänischen Tankstelle, gefrühstückt haben wir kurz drauf an einem Rastplatz. Unterwegs erhielten wir eine SMS, dass sich die Abfahrt der Fähre über das Schwarze Meer um einen Tag verspätet. Grund: Schlechtes Wetter???
Wir reduzierten unseren Stundenschnitt, auch wegen der ständigen Pferdefuhrwerke auf der Hauptstraße, und machten uns auf die Suche nach einem Nachtlager kurz vor der Grenze zu Moldavien. Den auf der Karte eingezeichneten Zeltplatz fanden wir nicht, also musste Google Maps herhalten und wir bekamen als Empfehlung ein „Beach Resort“ an den Ufern des Lacul Brates in der Nähe von Galati. Der Hauptzugang zum „Plaja Brates“ war scheinbar nur über eine dreistöckige Treppe möglich, oder über den Seeweg. Auf Anfrage bekamen wir einen Begleiter der mit uns unter der Bahnlinie hindurch über einen Acker (Steinbruch) den Weg bis zum Lieferanteneingang fuhr. Nach Aufstemmen eines verzogenen Wellblechtores sahen wir die ganze Wahrheit des „Beach Resorts“.
Der zugewiesene Platz gefiel uns nicht und nach kurzer Diskussion mit einem Angestellten und Telefonat mit dem Besitzer postierten wir uns am Seeufer.
Nach einem 3-Gänge Menü bestehend aus Rührei, Spaghetti Alla Rabiata, Lagerfeuer und einer Flasche österreichischen Cabernet Sauvignon klang der Tag am Seeufer aus. Wir freuten uns auf eine ruhige Nacht.
Mittwoch – 06. September
Schwer gerädert standen wir auf. Durch das Gebell aus einem Hundezentrallager und einer Horde Teenies die sich bis vier Uhr morgens zu rumänischen Schlagern aus einem 3000 Watt Ghettoblaster vergnügten, ließ sich an Schlaf kaum denken.
Auf die bereits bezahlte Dusche (im Gesamtpaket von 10,-€ enthalten) haben wir aus hygienischen Gründen verzichtet.
Die Grenze zu Moldavien wurde nach kurzer Wartezeit problemlos passiert. Lediglich 5,-€ Maut für die Erhaltung des insgesamt 2 km langen Schotterwegs mussten wir berappen.
Nach kurzer Fahrt durch Moldavien und flotter Ausreise kümmerte sich nun der ukrainische Grenzbeamte um uns. Als erstes fand er Jak’s Brotzeitmesser und fragte ob wir von dieser Sorte noch mehr haben.
Zum Glück konnte Michael mit seinen Russischkenntnissen die Situation beruhigen und ihm den wahren Grund unserer Reise schildern.
Nach darauf folgender sorgfältigster Inspektion aller 8 Bananenkisten fand er sogar Jak’s Brillenschachtel die dieser schon seit 3 Tagen suchte.
Umstehende Grenzbeamte und Angestellte runzelten die Stirn angesichts unserer russischen Aufschrift auf der Motorhaube das wir nach Tadschikistan fahren. Sie haben uns aber die korrekte Schreibweise des russischen Schriftzugs bestätigt. Allerdings hatten sie Probleme mit der richtigen Aussprache der „Tadschickbuam“. Nach geschmeidigen zwei Stunden hatten wir die Grenze passiert.
Ein vermeintlicher Aussichtsturm an der Donau entpuppte sich als ukrainischer Grenzposten mit dem freundlichen Hinweis des Grenzbeamten, wir sollten hier lieber nicht stehenbleiben.
Auf dem weiteren Weg nach Odessa haben wir uns unterwegs auf einem Markt (Rynok) mit Proviant versorgt.
Nachdem die Besatzung der Wechselstuben bereits die Bar aufgesucht hatte haben wir mangels ukrainischer Währung die 6 Äpfel mit einem 1-Dollarschein bezahlt. Der Reaktion nach zu urteilen war das für die Marktfrau ein lukratives Geschäft.
Die weiteren Straßenverhältnisse ließen massiv nach und es schwankte zwischen frisch geteert bis Asphalt nicht vorhanden. Dazwischen fanden wir Abschnitte mit wildschweingroßen Löchern bzw. Spurrillen ähnlich den Reihen eines Spargelfeldes.
Vitalis eigens konstruierter Unterbodenschutz der Firma Geidobler wurde einer ersten Bewährungsprobe unterzogen und hat seine Spuren auf so mancher „Erhebung“ hinterlassen.
Kurz vor dem Ziel in Odessa fiel einem ukrainischen Polizisten Michael’s Fahrweise auf, als dieser in zweiter Reihe in den Kreisverkehr einfahren wollte. Ein Pfiff ertönte und er stand schon an der Scheibe. Nach ausführlicher Vorstellung wer er sei, inclusive Dienstgrad und Zuständigkeit, fragte er uns nach unseren Papieren. Nachdem ihm Michael den Grund der Reise erklärt und ihm gesagt hat „das‘ uns pressiert“ hat er uns gute Weiterfahrt gewünscht. Nicht ohne den Verkehr für uns zu regeln.
Um 15:30 trafen wir wie vorher per SMS vereinbart am Fährbüro der UKR-Ferry ein. Der freundliche Verkaufsmanager erklärte uns ausführlich den weiteren Ablauf für die Einschiffung am nächsten Tag und lies uns die markanten Gebäude und Abzweigungen des Weges dorthin von seinem Bildschirm abfotografieren. Nach Zahlung von 10.800 Grivna für die Passagiere (die 8.500 für das Fahrzeug waren am nächsten Tag in einem anderen Büro zu entrichten) hat er uns noch ein Hotel empfohlen, das wir auch umgehend ansteuerten.
Als wir davor parken wollten, gab uns ein Ukrainer die Empfehlung wegen herabfallender Bausubstanz eine Parklücke weiter weg vom Gebäude zu parken.
Nach einem Abendessen und ein paar Bier in der Stadt haben wir unser eng gestelltes Dreibettzimmer aufgesucht. Gute Nacht
Donnerstag – 07. September
Bis zum Erhalt der Tickets um 15:30 nutzten wir die Zeit für eine Sightseeingtour durch Odessa.
Vom Fußballstadion über Passagierhafen, Oper, Puschkin-Denkmal, deutsches Honorarkonsulat, Kathedrale, Einkaufspassage, Künstlermarkt sind wir nach dem Essen Richtung Hafen gefahren.
Dank der am Vortag angefertigten Fotodokumentation klappte die Anfahrt zum zweiten Ticketbüro und Hafen problemlos. Die LKW standen bereits in Dreierreihen vor dem Terminal, wir zwängten uns bis zum Hauptgebäude durch.
Der bevorstehende Wartemarathon war uns hier noch nicht bewusst.
Die Zeit nutzten wir für Gespräche mit den Fernfahrern aus den umliegenden Nationen, um Informationen über die Straßenverhältnisse zu bekommen.
Von „Respekt“ bis „Im Sommer plus sechzig, im Winter minus sechzig, wer will denn da hin?“ war alles dabei.
Nach Studium des Kartenmaterials meinte einer, die eingezeichnete rote Nationalstraße (Federalnaja) die wir zwischen Kasachstan und Usbekistan fahren wollen, gibt es nicht.
Auf Empfehlung eines Fernfahrers schlugen wir uns auf einem Trampelpfad zum nahen Supermarkt durch und deckten uns mit Bier und Wasser für die Überfahrt ein.
Nachdem wir unendlich Zeit hatten setzten wir uns vor der Tankstelle auf einen Randstein und beobachteten das Treiben, wobei Klaus die eine oder andere „feiboanade Knoffehex“ erblickte. Jak dokumentierte Klaus‘ Trophäen umgehend mit dem Fotoapparat.
Mit der versprochenen Einschiffungszeit von 20:00 wurde es leider nichts, da zu dieser Zeit das Schiff noch am entladen war, wie sich zeigen sollte kann dies auch mal durchaus länger dauern.
Die Nachfrage bei einem Hafenbeamten ergab: Geduld, eßt was, raucht eine Zigarette, das wird schon.
Mit einigen weiteren Autofahrern diskutierten wir derweil die sinnvollste Strategie wann man an Bord gehen soll, um in Georgien als Erster wieder von Bord zu gehen. Hier waren sämtliche Meinungen vertreten. Die Unterscheidung zwischen Fussgängern, Autos und LKW’s war ein entscheidendes Kriterium für den weiteren Verlauf.
Wie sich zeigen sollte, hat sich während der weiteren Prozeduren und Formalitäten die Reihenfolge sowieso des Öfteren geändert.
Es war uns (und allen anderen) eigentlich zu keinem Zeitpunkt klar, was als nächstes folgen sollte.
Im Nachhinein ergab sich folgender Ablauf:
23:00 Einfahrt Hafenterminal über eine Schmiergrube mit Kontrolle der Papiere.
Anweisung: Vorfahren bis knapp vor das Schiff und dort auf weitere Anweisungen warten.
23:30 Auf Michaels Nachfrage wie es weitergeht, kam die Antwort „In einer halben Stunde kommt der Zöllner“. Die hier noch nicht ernst gemeinte Folgerung von Michael: Das wird halb eins!
01:00 Ein Klopfen an der Scheibe riss uns aus dem Schlaf. Wir hatten uns in Vitalis Gemächern bereits eingenistet, Jak diente im Dachzelt als Ausguck. Der Hafenbeamte erklärte Michael die weitere Prozedur: Im ersten Stock des Hafengebäudes (entspricht unserem Parterre, wie wir dann später feststellten) Kopien der Fahrzeugpapiere und Pässe abgeben, dann im zweiten Stock Pässe kontrollieren lassen. Er meinte wir können uns Zeit lassen, 10min, 15min, halbe Stunde, egal, Hauptsache vorbeikommen. Alle anderen waren schon vor uns instruiert worden.
01:30 Im Gebäude bildete sich bereits eine ansehnliche Schlange aus etwa 11 Personen. Von diesen verschwand ca. alle 10min eine im Büro des Hafenbeamten. Gleichzeitig fuhr vor dem Gebäude alle 5 min ein LKW vorbei und weiter aufs Schiff. Insgesamt warteten an die 50 LKW auf die Verladung, sowie 2 Güterzüge und eine unbekannte Anzahl an Neuwagen.
02:30 Da keiner so richtig wusste, wer wann mit was wohin muss, hat Michael einen „Man in Black“ (das waren die Kontrolleure der Autos) gefragt, wie es weitergeht. Er sagte: Nach Abgabe der Papiere zum Auto kommen, dort kontrolliert der Zoll und händigt einen kleinen Zettel mit Stempel aus (Tallon), mit diesem gehen dann alle Insassen zur Passkontrolle. Dort wird der Tallon mit einem weiteren Stempel beglaubigt und man wird aufgefordert auf das Schiff zu fahren.“ Nur Geduld“.
03:00 Michael war gerade im Büro des Hafenbeamten, da kam der Zöllner zum Auto und fragte nach Ausweis vom Fahrzeug und Fahrer. Jak hetzt ins Hafenbüro und Klaus erklärt währenddessen dem Zöllner in tiefstem bayerisch/englisch den Inhalt der 8 Bananenkisten.
03:05 Michael war mit der Prozedur gerade fertig. Die Tatsache dass dies relativ flott ging begründeten wir mit dem herannahenden Dienstschluss.
03:10 Die Kontrolle des Autos war aus gleichem Grund relativ schnell erledigt und wir trotteten alle drei zusammen zur Passkontrolle. Dort kam gerade ein Georgier raus und hat sich drei Mal bekreuzigt. Auf Nachfrage meinte er, die spinnen alle und er wird sein Lebtag keinen Fuß mehr auf ukrainischen Boden setzen, auch wenn das Grab seines Vaters dort sein sollte.
Es waren noch zwei Personen vor uns.
Plötzlich kommt der „Man in Black“ und verschwindet mit unserem Fahrzeugschein, den sie bereits vorher intensiv inspiziert hatten. Was hat er vor? Wir kriegen es nicht raus, er bittet uns jedenfalls kurz darauf ins Passbüro.
03:30 Wir betreten das Büro der Passkontrolle. Insgesamt sind drei Polizistinnen und ein Ziviler (Geheimdienst?) vor Ort. Am furchterregendsten ist die wohlgenährte Chefin hinter dem zentralen Schreibtisch. Michael stürzt sich in die Schlacht. Auf die Frage von Olga wer von uns fährt, sagt Michael: Alle.
Das war wohl ein Fehler. Sie schnauft tief durch, schaut Michael ernst an und wiederholt die Frage. Darauf deutet Michael auf Klaus: „Er ist der Fahrer“. Klaus‘ Puls geht nach oben. Sie wieder: „Wer fährt?“. Nun etwas unsicher, meint Michael: „Eigentlich fahren alle drei“. Sie meint nur trocken: „Hat das Auto drei Lenkräder?“ und holt ihren Stempel hervor. Als sie beginnt die Ausweise abzustempeln entspannen wir uns etwas und machen unsere Witze über die Einrichtung vor allem über den Tresor aus der Zarenzeit. Unser Lachen hat sofort ernste Gesichter der anwesenden Beamten zur Folge, so dass Michael die Anweisung ausgibt, etwas ernster mit der Situation umzugehen.
03:45 Wir verlassen mit den Pässen und dem abgestempelten Tallon das Gebäude. Kurz darauf besteigen wir das Auto und dürfen, oh Wunder, auf das Schiff fahren. Den heiß erkämpften Tallon nimmt uns der Gendarm an der Schiffsauffahrt wieder ab und steckt ihn in den Hosensack. Auch durch mehrmaliges Bitten, dass wir ihn gerne behalten würden, lässt er sich nicht erweichen ihn wieder herauszugeben.
04:30 Wir sind auf dem Schiff und gehen zum Check In an der Rezeption. Dort gibt man uns den Schlüssel für unsere Suite. Jak meinte das entspräche nicht dem gebuchten, weil kein Kühlschrank für unser Wurstpaket der Metzgerei Stuhlberger vorhanden ist. Michael reklamiert und bekam zur Antwort, dass es nur gut gemeint war und er uns ein größeres Zimmer gegeben hat. Wenn zwei von uns Burschen im Doppelbett schlafen wollen, gibt er uns gerne das ursprünglich gebuchte mit Kühlschrank. Da er uns die Benutzung des Kühlschranks in der Rezeption anbietet, bleiben wir wo wir sind.
FAZIT: Wir hatten mit einigem gerechnet, aber nicht mit einer Ausreiseprozedur von geschlagenen 12 Stunden. Unserem ursprünglichen Zeitplan hängen wir jetzt 1,5 Tage hinterher.
Freitag – 08. September
7:30 Weckruf zum Frühstück, wir hatten gerade zweieinhalb Stunden geschlafen. Im Speiseraum stand das Frühstück bereit, es mussten alle Passagiere gleichzeitig anwesend sein. Es hatte einen Hauch von Schwarzmeerflotte.
Uns war ein Siebenertisch zugeteilt. Unser ukrainischer Tischnachbar hatte sich das lange Warten auf die Fähre wohl mit einer oder mehreren Flaschen Wodka verkürzt. Jedenfalls war er sturzbesoffen und hat eine weitere georgische Tischnachbarin verbal angegriffen. Seine Kommentare können aus Jugendschutzgründen hier nicht publiziert werden.
Tagsüber haben wir wieder versucht die Straßenverhältnisse auf der weiteren Strecke zu erfragen. Ein kirgisischer Fernfahrer war da ein guter Gesprächspartner.
Zum Mittagessen wollten sich die beiden Georgierinnen an einen anderen Tisch setzen sind aber bei der Bedienung diesbezüglich auf Granit gestoßen. Vielmehr hat diese dann unserem ukrainischen Tischnachbarn einen verschärften Einlauf bezüglich seines Benehmens verpasst, seitdem spricht er nicht mehr.
Auf dem Weg durch das Schwarze Meer kamen wir in der Nähe der Krim in russische Hochheitsgewässer und worden sofort von einem russischen U-Boot beobachtet.
Bei einer Flasche Wein und einem wunderschönen Sonnenuntergang ließen wir den Tag an Deck ausklingen.
Etappe 2 – Vom Schwarzen Meer bis zum Kaukasus
Samstag - 09. September
Der zweite Tag der Überfahrt fand ebenfalls bei herrlichem Sonnenschein statt. In Batumi wurden wir bei Nacht mit einem Feuerwerk begrüßt. Allein die Skyline bei Nacht ist schon sehenswert.
Es begann die Einreiseprozedur nach Georgien. Die Schiffskantine wurde zum Passamt umfunktioniert und es wurden für alle Reisenden die Formalitäten erledigt.
Nach einer im Vergleich zur Ukraine zügigen Entladeprozedur waren wir nach drei Stunden an der Reihe und konnten das Schiff verlassen. Der georgische Zollbeamte an der Hafenausfahrt wollte uns schon den Wagen ausladen lassen, da kam ein zweiter hinzu und fragte ob wir deutsch sprechen. Nach kurzer Auskunft was wir vorhaben, hat er uns in Georgien herzlich willkommen geheißen und wir durften passieren. Ein Landrover mit Frankfurter Kennzeichen, der lange vor uns vom Schiff fuhr, stand zu diesem Zeitpunkt immer noch unabgefertigt am Zollbüro.
Nach kurzer Stadtrundfahrt um halb drei Uhr morgens, Batumi bei Nacht ist äußerst sehenswert, sind wir Richtung Norden gefahren und haben direkt am Meer einen Schlafplatz gefunden. Nach dem Schlummertrunk fielen wir in unsere Schlafsäcke.
Sonntag – 10. September
Morgens um viertel nach 8 brachen wir auf Richtung Kaukasus. Motto des Tages: „Georgia in one day“. Das Frühstück nahmen wir unterwegs an einer Tankstelle ein. Vor der Toilette befand sich ein Frontlader mit Blasebalg und nach unserem Besuch mussten wir ebenfalls die georgische Toilettenspülung einsetzen.
Nach ca. einer Stunde Fahrzeit trafen wir auf Team 23 (Münchner Kindl), welches etwas ratlos neben ihrem klappernden Auto stand. Das Auto befand sich gerade auf einer Reparaturbrücke, darunter der georgische Dorfmechaniker. Wir hielten an und fragten was los sei. Sie meinten, dass sie sich auf einer schlechten Wegstrecke einen Stein eingetreten haben und das Auto danach undefinierte Geräusche von sich gegeben hat. Nach kurzem Gespräch zwischen Michael und dem Mechaniker war der Grund des Schadens schnell gefunden, das Kardanwellenlager war verrutscht. Er hatte es bereits gerichtet und angeboten das Auto einer Generalsanierung zu unterziehen, was die beiden dankend ablehnten. Sein Angebot uns zu seiner Mutter auf einen Wodka einzuladen mussten wir unter Hinweis auf die vor uns liegende Wegstrecke leider ablehnen.
Nachdem wir den Blog der ersten Etappe auf dem Schiff vorbereitet hatten waren wir nun auf der Suche nach einem halbwegs stabilen Internetzugang. Nach kurzer Fahrt wurden wir in einem Straßencafe fündig und durften uns nach dem Erwerb von Tee und Kaffee ins deren WLan einloggen. Anfangs lief es ganz gut. Jak hatte sein Schreibbüro vor dem Cafe im Vitali bezogen, Klaus und Michael surften derweil im klimatisierten Cafe. Anfangs ging es ganz gut, bis die beiden anfingen Daten des Live-Trackers herunterzuladen um die Postionen der anderen Teams zu sehen. Jeder für sich wohlgemerkt. Kurz darauf kam Jak und meinte wir sollten aus dem Internet raus, weil er nichts mehr hochgeladen bekommt. Wir folgten seiner Aufforderung. Der Datenfluss ging dann zwar besser aber dem Laptop der Saft aus.
Jak zog um ins Cafe und steckte sein Ladegerät an eine Steckdose im Cafe. Kurz darauf ging das Internet gar nicht mehr und die Kaffeebesitzer warfen nervöse Blicke in ihre Kühlschränke. Wie wir feststellten war im Lokal der Strom ausgefallen und Klaus meinte trocken: „Jetz gemma liaba“.
Wir verließen flotten Schrittes das Lokal und suchten mit Vitali das Weite.
Hinter Tiflis wollte unser mitreisender Weinkenner noch georgischen Wein vom Bauern besorgen, so dass wir an einem Strassenstand hielten. Der Standbesitzer begrüßte uns wie alte Bekannte und wir fragten ihn, was er denn im Angebot hätte. Die erste Degustation war noch nicht im Sinne unseres Experten, so dass er aus seinem Weinkeller einen anderen 5L-Kanister Wein hervorholte.
Dieser entsprach dem Geschmack des Teams und wir verluden unseren Erwerb im Vitali. Nicht ohne vorher noch ein paar georgische Spezialitäten mitzunehmen.
Der weitere Weg führte uns entlang der georgischen Heeresstraße in den Kaukasus über einen 2.400m hohen Pass kurz vor der russischen Grenze. An einem rauschenden Gebirgsbach fanden wir in 1750m Höhe (Höhentraining für den Pamir) ein wunderbares Nachtlager und parkten Vitali auf einer vorgelagerten Sandbank.
Heute war Lagerfeuerromantik angesagt und Jak scheute keine Mühen und Gefahren das nötige Brennmaterial zu beschaffen.
In der Kombüse wurde groß aufgekocht.
Erster Gang: Mit Essiggurken garniertes Zigeunerwurstcarpaccio von der Metzgerei Stuhlberger, dazu ein kühles Eittinger Hell aus der immer noch funktionierenden Kühlbox von Ingo.
Zweiter Gang: Makkaroni an Tomatenjus alla Jak mit georgischem Bauernrotwein.
Während dem Abendessen begannen die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen. Durchgeführt wurden diese mittels eines mitgebrachten digitalen Infrarotmessgeräts.
Es ergaben sich folgende Werte:
Nudeln: 33,2°, Nudelsoße: 48,7°, Wein: 18,3°, Bier: 10,1°
Die Messung der Lagerfeuerglut wurde bei 520,1° trotz Mehrfachmessung abgebrochen, der Messbereich war überschritten.
Bei der anschließenden Weinverköstigung am Lagerfeuer ergaben sich für Klaus‘ Faserpelz die Werte von 31,7° vorne und 16,4° hinten (feuerabgewandte Seite). Diese Temperaturdifferenz wurde durch den Genuss von reichlich Bauernwein kompensiert.
Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang, dass Michael beim Kauf des Weines meinte: „Der reicht eine Woche“, Jak darauf: „Gäh, in drei Dog issa weg“. Alles Fehleinschätzungen:
Weitere Dokumentationen dieses Abends liegen leider nicht mehr vor.
Montag – 11. September
Aufgrund der ungünstigen Windverhältnisse verzichteten wir auf ein ausgiebiges Bad im Gebirgsbach. Die digital gemessene Temperatur von 8,7° Wasser und 8,9° Boden war dabei nicht ausschlaggebend.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur russischen Grenze. Dabei passierten wird den Berg Kazbeki mit 5033m Höhe
An der Grenze erwartete uns um 9:15 eine überschaubare Autoschlange so dass wir uns guten Mutes auf einer freien Spur anstellten. Nach kurzer Wartezeit und einem anregenden Gespräch mit einem Zöllner über unsere weitere Reise nach Tadschikistan wurden wir ohne größere Verzögerung abgefertigt. Michael musste dann noch seinen Führerschein hinterlegen und wurde aufgefordert ein paar Formulare zum Fahrzeugtransit auszufüllen. Diese waren nur auf Russisch erhältlich und es kostete ihn einige Mühe diese richtig mit seinen Daten auszufüllen. An einem weiteren Schalter mit schon etwas längerer Schlange hat er diese an den Beamten übergeben. Diesem gefiel allerdings die Tatsache nicht, dass der Name im Formular nicht mit dem des tatsächlichen Halters übereinstimmte.
Nach kurzer Diskussion ging er mit Michael und Klaus in das Büro seines Vorgesetzten. Dort war dieser gerade damit beschäftigt, einen armenischen Lastwagenfahrer lautstark die Leviten zu lesen. Alles bekam Michael nicht mit, nur so viel, dass der Fahrer zurückfahren sollte zu seiner Firma und sich die richtige Bescheinigung ausstellen lassen sollte. Und das mitten im Kaukasus. Geknickt verließ dieser den Raum und Michael und Klaus waren an der Reihe. Nach Schilderung der Sachlage meinte dieser, wir sollten die 7km nach Kazbegi zurückfahren und beim Notar Michael als Halter eintragen lassen. Alternativ könnten wir das Formular auch auf Klaus ausstellen. Wir wählten die zweite Variante. Danach ging es recht schnell und um 12:00 war die Einreise nach Russland vollzogen.
Etappe 3 – Durch Russland und Kasachstan
Montag – 11. September
Nach der russischen Grenze ging es hinter Vladikavkas flott voran, Putin lässt die Straßen scheinbar sehr gut ausbauen. Auf dem Weg entlang der Grenzen zu Ossetien und Tschetschenien, die man uns zu meiden empfohlen hatte, wurden wir auf offener Strecke dreimal von der Miliz kontrolliert und zweimal an innerrussischen „Grenzen“. Bei einer dieser Kontrollen interpretierte Klaus die Aufforderung des Beamten anzuhalten, als freundliches Winken, grüßte zurück und wollte schon weiterfahren. Der Rest der Besatzung empfahl ihm, doch lieber anzuhalten. Klaus hielt an, die nachfolgende Kontrolle verlief problemlos. Zwischendurch legten wir eine kleine Pause ein und kreierten mangels Brot die russische Version der Prinzenrolle und tauften diese „Zarencracker“.
Auf dem Putinhighway überholten wir hin und wieder kuriose Fahrzeuge, besonders imponiert hat uns folgender Sautransporter
Am Abend fanden wir einen Lagerplatz kurz hinter Stawropol und ließen uns dort russiches Bier in verschiedenen Varianten schmecken.
Da Vitali am Vorabend schon erste Ermüdungserscheinungen in Form von kratzenden Bremsen zeigte, haben wir in der Früh eine kurze Inspektion eingelegt, dabei aber nichts Besorgniserregendes gefunden.
Dienstag – 12. September
Weiter ging‘s nach Elista, einer Stadt mit einem großen buddhistischen Tempel
Orthodoxe Kirchen gab es natürlich auch zu sehen.
Der weitere Weg nach Astrachan forderte unsere Navigationskünste nicht sonderlich, nächster Abzweig nach 270km
Aufgehalten hat uns nur ein übereifriger Polizist, dem aufgefallen war, dass Michael kurz vor Ende des Verbots zum Überholen angesetzt hatte. Er bat ihn auszusteigen und ihm ins Polizeiauto zu folgen. Dort erklärte er ihm, dass Ausländer in so einem Fall vor Gericht zu erscheinen haben, er könnte die Strafe aber auch persönlich dem Richter übergeben. Schweren Herzens übergab ihm Michael zwei grüne Scheine europäischer Währung. Die Übergabe erfolgte im hinteren Fußbereich des Polizeiwagens. In Astrachen wollten wir uns mal wieder frisch machen und folgten der ersten Empfehlung unseres Garmin der uns das Hotel „Stary Samok“ vorschlug. Nach der Überquerung der Wolga fanden wir das Hotel problemlos und bekamen eine luxuriöse Zweizimmersuite mit Zimmerservice zugewiesen.
Mittwoch – 13. September
Morgens ging‘s dann zum Kreml von Astrachan, dort besuchten wir eine orthodoxe Messe und schauten uns auch die Festung an.
Auf Weg nach Kasachstan überquerten wir eine klapprige Pontonbrücke
und deckten uns noch mit Proviant in Form von russischem Brot und einigen Blechhumpen Bier ein. Geschätzter Inhalt ca. 1L, eine Mengenangabe fanden wir auf der Dose nicht.
Der Grenzübertritt verlief überraschend zügig. Die „mopsade“ (O-Ton Klaus) Grenzbeamtin hatte Verwandtschaft in Deutschland, war überaus freundlich und ließ uns problemlos passieren. Den Übertritt nach Kasachstan vollzogen Jak und Michael auf dem Fußweg, Vitali und Klaus gingen ihre eigenen Wege. Nach 15 min waren alle wieder vereint, Klaus hatte den kasachischen Beamten souverän unsere „Laserbuffn“ am lebenden Objekt erklärt. Es wurde von allen Beamten die aktuelle Brusttemperatur ermittelt. Zum Leidwesen von Klaus war leider keine Beamtin anwesend. Kaum in Kasachstan, kreuzten die ersten Kamele unseren Weg. Jak entpuppte sich als wahrer Kamelflüsterer, er wollte allen Kamelen den Grund unserer Reise ins Ohr säuseln. Nebenbei kontrollierte er noch den Zahnstein.
Hätten wir Jak bei allen Kamelen aussteigen lassen, wären wir heute noch in Kasachstan. Locken konnten wir ihn aber mit einem Ausflug zum Kaspischen Meer. Da wir den Weg im Labyrinth der Fahrspuren zwischen den Dünen nicht auf Anhieb fanden, fragten wir einen vorbeifahrenden einheimischen Beiwagenfahrer.
Er bot an vorauszufahren und uns den Weg zu zeigen. Als Dank überreichten wir ihm einen Schreibblock. Klaus meinte das wäre der erste beiwagenfahrende kasachische Schafhirte mit Kronsederblock. Am kaspischen Meer angekommen wollten wir eigentlich schwimmen gehen, aber man erkannte schnell, dass man über 500m ins Meer gehen müsste um mit den ersten Schwimmübungen beginnen zu können.
Wieder zurück, gesellten sich kasachische Bahnarbeiter zu uns, und fragten wo wir herkommen. Auf die Antwort „aus Bayern“ fragten sie sofort ob wir bayerisches Bier dabei hätten. Wir trennten uns von einer der letzten Flaschen Eittinger, im Gegenzug erhielten wir Wodka und Wassermelonen.
Das nächste Nachtlager schlugen wir kurz vor Atyrau auf. Auf dem Speiseplan stand ein ausgekochter Kamelschädel.
Vitalis kratzende Bremsen erwiesen sich als Totalausfall wie eine weitere Inspektion ergab. Mangels passender Ersatzteile genossen wir stattdessen den Sonnenuntergang.
Donnerstag – 14. September
Die erste Aufgabe des Tages war es nun, passende Ersatzbeläge für Vitali aufzutreiben. Durch Befragung der Bevölkerung bekamen wir den heißen Tipp, es mal bei „Mir Kolodok“, zu Deutsch „Welt der Bremsbeläge“ zu probieren. Gesagt, getan, wir fuhren hin, ein Griff ins Regal und wir hatten die passenden Beläge. Der Einbau war im Preis inbegriffen, aber nachdem wir das Arbeitstempo des Mechanikers beobachtet hatten, zogen wir es vor, die Arbeit selbst zu erledigen.
Nach einer Stunde war Vitali wieder flott und wir konnten die Reise fortsetzen. Der Rest des Tages verbrachten wir mit Fahren durch die kasachische Steppe und schlugen kurz vor der usbekischen Grenze unser Nachtlager auf. Unsere geleerten Fischdosen haben wir umweltbewusst in unserem Mistkübel entsorgt, sie wurden aber in unserem Beisein von einem Fuchs in die kasachische Steppe verzogen.
Etappe 4 – Usbekistan, der wahre Orient
Freitag – 15. September
Nach einer Nacht zwischen Bahngleis und Fernstraße ertönt beim Frühstück die Hupe eines vorbeifahrenden Lastwagens. Er hält, und es steigen unsere usbekischen Fernfahrerbekanntschaften von der Fähre aus.
Nach einem kurzen Plausch zogen wir alle weiter und stürzten uns auf die schlaglochübersäte Straße.
Um kurz vor neun trafen wir an der kasachisch-usbekischen Grenze ein. Michael passierte die Schlange der LKW’s und stellte das Auto vor ein paar PKW’s direkt vor dem verschlossenen Grenztor ab. Es kam ein Grenzer und fragte ob wir Touristen seien. Nachdem wir bejaht hatten, entschuldigte er sich für die Unannehmlichkeiten, da gerade Wachwechsel war. Er meinte aber, in 19 min ginge es weiter und wir wären die ersten die passieren dürften. Als es dann weiterging schickten uns die Grenzer auf die LKW Spur und nach einer Fahrt durch ein fast knietiefes Wasserbad mit unbekanntem Inhalt standen wir vor dem usbekischen Grenzposten.
Ab hier wurden alle Insassen aufgefordert, die Grenze samt Gepäck zu Fuß zu passieren. Vitali stand derweil verlassen in der sengenden Sonne. Ein Zollformular musste ausgefüllt werden, mit der Angabe des gesamten mitgeführten Bargelds. Die Rücksäcke wurden geröntgt und wir wurden ohne Beanstandung durchgewunken. Jetzt musste Klaus zu Vitali zurück, damit dieser auch die Grenzformalitäten durchlaufen konnte. Große Durchsuchungen fanden zu unserem Erstaunen nicht statt, trotzdem dauerte das ganze gut eine Stunde. Jak verbrachte diese tapfer in der jetzt noch heißeren Sonne und bewachte unsere Rucksäcke.
Auf dem weiteren Weg Richtung Aralsee versuchten wir an verschiedenen Tankstellen Diesel zu bekommen, wurden aber immer wieder weitergeschickt, da keiner verfügbar war. Fündig wurden wir dann in Kungrad, aber nicht an der Zapfsäule, sondern aus zwei 20 Liter Kanistern die uns ein Schwarzhändler vorbeibrachte.
Von hier nahmen wir den Abzweig nach Moynak um das Schiffswrackmuseum am Aralsee zu besuchen. Der Aralsee war vor 30 Jahren noch der viertgrößte Binnensee der Erde, 120 mal größer als der Bodensee. Die beiden Flüsse Amudarja und Syrdara die einst in den Aralsee mündeten, versickern jetzt kilometerweit vor dem Aralsee. Der Wasserspiegel sank von 53 m auf 36 m. Jedes Jahr sinkt er ungefähr um einen weiteren Meter. Durch das Austrocknen des Sees sind ganze Städte die vom Fischfang lebten, menschenleer geworden. Von Moynak ist der See mittlerweile 130km entfernt, das einzige was noch daran erinnert, sind die verrosteten Schiffswracks die hier übrig geblieben sind.
Übernachtet haben wir an Ort und Stelle in Jurten, die hier von einem pfiffigen Geschäftsmann aufgestellt wurden. Selbst für die Morgentoilette war gesorgt.
Samstag – 16. September
Am nächsten Tag begegnete uns auf dem Rückweg zur Hauptstraße die Bevölkerung mit den verschiedensten Gefährten
Auf einem Dorfmarkt deckten wir uns nach kurzem Smalltalk mit den Marktweibern mit Paprika und Tomaten ein.
Wir durchquerten das Ustjurt-Plateau, die nächsten 400km führten uns weiter zwischen Kizilikum- und Karakorumwüste bis kurz vor Nukus.
In Nukus besuchten wir den lokalen Bazar
und genehmigten uns in der Marktschänke ein paar Shish Kebab mit Zwiebeln.
Auf dem weiteren Weg wurde Klaus von einem aufmerksamen Polizisten angehalten, weil er eine rote Ampel überfahren hatte. Klaus meinte es war gelb und hat es dem Beamten zu erklären versucht. Nach Nennung seines Namens meinte der Beamte: „Kronseder Straf!!“ Klaus ging mit dem Beamten zum Dienstwagen und kam mit dem Ergebnis zurück, er solle die Summe von 200 usbekischen Sum bezahlen. Den anderen kam es komisch vor, da dies in etwa 25 Cent entspricht. Klaus blieb eisern und ging mit einem 500 Sum Schein zurück zum Beamten. Daraufhin schaute dieser verdutzt, drehte seinen Stift um, radierte den Betrag auf dem Formular wieder aus und meinte sinngemäß. „Schleich di!“. Im Nachhinein fanden wir heraus, dass in Usbekistan die letzten 3 Nullen im Betrag weggestrichen werden.
Am späten Nachmittag trafen wir in Xiva ein und fuhren entlang der imposanten Stadtmauer zu unserer auserwählten Unterkunft, B&B Lali Opa.
Die ersten orientalischen Eindrücke begeisterten uns und wir wurden von der Bevölkerung herzlich empfangen.
Sonntag – 17. September
Am nächsten Morgen ging es zum lokalen Bauermarkt auf dem das Vieh noch traditionell mit Bargeld bezahlt wurde.
Da in Usbekistan Treibstoffknappheit herrscht, ist Diesel auf dem freien Markt kaum erhältlich. Zur Zeit der Baumwollernte wird der Treibstoff zudem staatlich rationiert, so dass wir auf dem Schwarzmarkt zuschlagen mussten.
Die Baumwollproduktion unterliegt in Usbekistan der staatlichen Kontrolle und ist eines der Hauptexportartikel des Landes.
Über endlose Wüstenlandschaften ging es weiter zur Oasenstadt Buchara.
Buchara empfing uns ebenfalls mit orientalischem Charme und wir ließen uns wieder von den Bauwerken und der Handwerkskunst beeindrucken.
Auf dem Heimweg lockte uns frischer Brotgeruch in eine traditionelle Fladenbäckerei. Die Bäckerjungs erklärten uns ausführlich ihr Handwerk und gaben uns zum Abschied jedem noch ein Fladenbrot mit auf den Weg.
Montag – 18. September
Unser heutiges Etappenziel war Samarkand, in Reiseführern als Perle des Orients gepriesen.
Beim abendlichen Stadtbummel suchte Jak den örtlichen Barbier auf und ließ sich Haar und Bart stutzen. Kurz darauf wurden wir auf eine Hochzeitsfeier mit 600 Gästen eingeladen. Nach einem kurzen Umtrunk verließen wir mangels geeigneter Kleidung den Festsaal.
Dienstag – 19. September
An diesem Tag war mal wieder km-Fressen angesagt. Auf den über 500 km sind uns immer wieder kuriose Warentransporte usbekischer Art begegnet.
Am Abend schlugen wir am Fuße eines Bergrückens im Ferganatal unser Nachtlager auf, kurz darauf kam schon der örtliche Bauer auf einen Ratsch vorbei und wir übergaben ihm als Gastgeschenk Leni's Kuchenblech samt Rost.
Es dauerte nicht lange und er kam mit einer riesigen Melone zurück.
Mittwoch – 20. September
Morgens besuchte er uns nochmals, brachte gedörrte Aprikosen und Zwetschgen vorbei und forderten uns auf ihn wieder zu besuchen. Dann würde er auch ein Lamm für uns schlachten. Dabei fuhr er sich mit der Handkante über den Hals um sein Angebot zu verdeutlichen.
Schnurstracks ging es weiter Richtung Grenze zu Kirgistan. Bei einem der zahlreichen landesinternen Kontrollposten war diesmal Jak an der Reihe und wurde aufgefordert seine Papiere vorzuzeigen. Der Beamte steckte sie ein und forderte Jak zum Mitkommen auf. Am „Kontrollhaisl“ angekommen, zeigte er auf ein Stopp-Schild. Jak erklärte er hätte doch gehalten, der Polizist meinte aber weiter vorne wäre noch eins gewesen. Gestikulierend versuchte er Jak zu erklären, dass dieser zur Bank fahren sollte, um Geld abzuheben. Das Ganze unterstrich er mit der Zahl 40 und dem Dollarzeichen auf einem herumliegenden Butterbrotpapier. Auf einmal klingelte sein Telefon. Der Beamte raus aus dem Häuschen, Anweisungen an seine Kollegen geplärrt: Tisch beiseite räumen, Schranke öffnen.
Mit hohem Tempo rauschten vier Fahrzeuge durch den Kontrollposten und Jak fragte was denn das nun zu bedeuten hätte. Er deutete an, dass diese mehr Sterne auf der Schulterklappe hätten als er und reduzierte die notierte Zahl auf 20. Jak meinte „Zehne glangan ah“, sie einigten sich dann auf 15$ per Handschlag. Zur Ausstellung eines Belegs ließ sich der Beamte nicht überreden.
Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir die Grenze zu Kirgistan.
Etappe 5 – Durch den Pamir
Mittwoch – 20. September
Die Grenze zu Kirgistan passierten wir ohne weitere Zwischenfälle, in etwa anderthalb Stunden waren Formularkrieg und Passkontrolle erledigt. Schnurstracks fuhren wir weiter nach Osch und wollten uns im Zentrum etwas Brot besorgen und ein freies WLan suchen. Kaum hatten wir Vitali in einer Parkbucht abgestellt, begann eine neue Episode unserer zahlreichen Polizeigeschichten. Wir wurden von 3 Polizisten umringt, mit der Aufforderung, das Auto zu verlassen und mitzukommen. Sie erklärten uns, dass hier absolutes Halteverbot wäre. Es waren zwar zahlreiche weitere Fahrzeuge hier abgestellt, ein Polizist deutete aber auf einen Stapel Nummernschilder im Fußraum des Polizeifahrzeugs mit dem Hinweis, unseres würde er dann auch abschrauben. Er reichte uns ein Formular, das wir ausfüllen sollten. Michael platzte daraufhin die Hutschnur und er sagte einem Polizisten, wir füllen hier gar nichts mehr aus. Wir sind als Touristen auf der Durchreise, wollten das schöne Land besuchen und nicht von der Polizei drangsaliert werden. Ein vorbeikommender deutsch sprechender Kirgise unterstützte uns dabei und letztendlich ließen uns die Beamten ohne weitere Forderungen ziehen. Am Anfang des Pamir-Highways quälte sich ein Radler aus Augsburg den Pass hinauf. Er ist bereits seit dem 3. April unterwegs ist und will über China wieder nach Hause fahren. Während er brav strampelte, mogelten sich andere Radler über den Pass.
Unser Nachtlager schlugen wir am Fluss auf 2900m auf. Zu uns gesellten sich noch die Teams Tachicks und Tatour. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend bei Lagerfeuer und Melone vom Bauern aus dem Ferghanatal.
Donnerstag – 21. September
Im Morgengrauen standen wir als erste auf und lockten die „Schicks‘n“ aus ihrem Schlafgemach!
Die aktuellen Temperaturen betrugen nebenbei bemerkt, Luft:3,2°, Wasser: 6,4° Nach kurzem gemeinsamem Frühstück ging es los zur Grenze nach Tadschikistan, dicht gefolgt von den anderen Teams.
Unaufhaltsam näherten wir uns der Gebirgskette des Pamir
und trafen auf weitere Teams die auf noch größerer Höhe übernachtet hatten. Im Hintergrund der Peak Lenin, mit 7134 m der zweithöchste Gipfel des Pamir.
Gegen dreiviertel zehn trafen wir zur Ausreise aus Kirgistan am Hochgebirgsgrenzposten ein. Es war gerade Stromausfall und es würde wohl noch etwas dauern. Nach einigem Warten entschieden sich die Grenzer, ihr eigenes Stromaggregat zu Hilfe zu nehmen. Ein Grenzer forderte uns auf, ihm zu folgen, und wir zerrten zu viert einen Generator aus einem Unterstand. Nachdem dieser angesprungen war, die Stromlitze durch das Schlafzimmer ins Büro gezogen war, fuhren sie nun den Laptop hoch, was auch noch einige Zeit in Anspruch nahm. Nun konnten unsere Formalitäten erledigt werden und wir fuhren 20m weiter zur Schranke. Der Grenzer fragte Klaus ob wir Waffen oder Drogen dabei hätten. Klaus gab bereitwillig Auskunft: „Freile, for three persons“. Das kam dem Grenzer dann doch spanisch vor und er fragte Michael ob er russische verstehe. Der bejahte und der Grenzer erzählte ihm was Klaus geantwortet hatte. Das Missverständnis war schnell geklärt und der Grenzer musste selber lachen. Wir durften weiterfahren und nach einigen Kilometern trafen wir am tadschikischen Grenzposten ein. Hier waren verschiedene Stationen zu absolvieren, wie Pass- und Visakontrolle, Desinfektion Reifen, Straßensteuerabgabe, Zollformular, weitere Desinfektion, wobei letztere nicht durchgeführt wurde, da der Beamte meinte es stinke zu sehr und er würde es uns nicht zumuten. Die fünf Dollar dafür hat er aber trotzdem kassiert. Die anderen Stationen wollten natürlich auch jeweils ihren Obolus haben, so dass wir insgesamt etwa 75$ an der Grenze angelegt haben. Wir fragten uns, ob wir dadurch Anteile an Tadschikistan erworben hätten.Der weitere Weg auf einigermaßen gut ausgebauter Straße führte uns über den Kyzyl-Art-Pass (4270 m) zum Karakul See (4020 m)
Das Seewasser besitzt aufgrund des fehlenden Abflusses einen Salzgehalt von ca. 10 g/l und ist damit als Brackwasser einzustufen. Als einzige Fischart im Karakulsee kommt die Karakul-Bachschmerle vor. Michael packte seine Badehose aus und stürzte sich in die Fluten, die anderen standen dicht vermummt daneben, es hatte unter zehn Grad.
Nachdem er unbeschadet aus dem Wasser stieg hatten die anderen Blut geleckt und stürzten sich ebenfalls hinein. Frisch gebadet fuhren wir weiter und suchten uns ein geeignetes windgeschütztes Nachtlager. Bei einer Einsiedelei fanden den gewünschten Windschutz und stellten Vitali neben dem Yak-Stall ab.
Die drei Bewohner luden uns auf einen Tschai ein und wir wurden im geheizten und verrauchten Zimmer mit Yak-Butter, Airan und Brot verwöhnt. Im Laufe des Abends stellten wir fest, dass man auch in der Hütte übernachten kann. Aufgrund der Außentemperaturen machten wir davon Gebrauch und zogen mit unseren Schlafsäcken ein.
Aufgrund unserer Müdigkeit und weil die Bewohner auch schon Anstalten machten ins Bett zu gehen, legten wir uns bereits um 8:00 zum Schlafen im Zimmer der Bäuerin nieder. Die Bäuerin wollte schon in den Stall umziehen, wir schlugen ihr aber vor, dass sie auch gerne in ihrem Zimmer bleiben könne, was sie mit sichtlicher Erleichterung annahm. Bereits nach ca. drei Stunden Schlaf standen wir senkrecht in den Schlafsäcken, jeder hatte einen Puls von gefühlten 120 Schlägen pro Minute, an weiteres Schlafen war nicht mehr zu denken. Unsere Bäuerin betete währenddessen in der Nacht des Öfteren auf ihrem Gebetsteppich.
Freitag – 22. September
Schwer gerädert quälten wir uns am Morgen aus den Schlafsäcken, die Analyse bezüglich unseres Zustandes ergab folgendes Bild:
- mangelnde Höhenanpassung
- übermäßiger Genuss schwarzen Tees
- Sauerstoffmangel durch gut abgedichtete, von vier Personen belegte Hütte
- erhöhter Kohlenmonoxid Gehalt durch rauchenden, mit Yak-Dung beheizten Ofen
Zum Frühstück wurde bereits neu eingeschürt und erneut zogen massive Rauchschwaden durch den Raum. Man kam sich vor wie in einer Räucherkammer und wir verließen relativ schnell den Raum und packten unsere Sachen in den Wagen. Als Dank für die Gastfreundlichkeit überreichten wir neben ein paar Dollars einen Edelstahlkochtopf, „oa emailliert‘s Schnobehaferl“ und für den Chef des Hauses ein paar Dosen Bier.
Um weitere Anstrengungen der Mannschaft zu vermeiden, ließen wir uns von Vitali auf die Höhe von 4655 m über den Ak-Baital Pass tragen. Dies war zugleich der höchste Punkt der gesamten Reise. Vitali sind langsam die Strapazen der Reise anzumerken, er hat aber bisher tapfer durchgehalten und auf dieser Höhe lediglich seine Durchzugskraft etwas reduziert.
Über Murgab ging es weiter zur Abzweigung in den Wakhan Korridor, dem Grenzgebiet zwischen Tadschikistan und Afghanistan.
Etappe 6 – Vom Wakhan Korridor bis Kalai Chumb
Freitag – 22.September
Die Route führte uns über den 4344 m hohen Khargush Pass, kurz darauf passierten wir wieder einen Kontrollposten der uns den Weg in den Wakhan Korridor öffnete.
Der Grenzfluss Pamir trennt die beiden Länder Tadschikistan und Afghanistan auf mehreren hundert Kilometern, die Grenzübergänge sind aber aufgrund der derzeitigen politischen Lage geschlossen.
Saisonbedingt begegneten uns immer wieder Rinder-und Schafherden, der Almabtrieb vom Pamir war in vollem Gange und zwang uns immer wieder zum Innehalten.
Zur Entschädigung genossen wir immer wieder den traumhaften Ausblick auf die Bergwelt des Hindukusch mit seinen über 7000m hohen Gipfeln
Gegen Abend fanden wir ein gemütliches Nachtlager am Grenzfluss, tranken unser Etappenbier und bauten unser Equipment auf. Kurz darauf erschien ein Trupp aus vier Grenzsoldaten und erklärte uns, dass dieser Platz für ein Nachtlager nicht geeignet wäre, da er im Sichtbereich der auf der afghanischen Seite umherstreunenden Taliban läge. Sie baten uns höflich aber bestimmt, uns doch etwas weiter entfernt niederzulassen. Im letzten Tageslicht fanden wir einen Stellplatz am Ende eines kleinen Ortes und bereiteten uns die letzte Portion Spaghetti Arrabiata zu. Kurz darauf erschien ein kleines Mädchen und brachte uns ein Fladenbrot als Gastgeschenk des angrenzenden Hauses vorbei. Sie war genauso schnell verschwunden, wie sie erschienen war. Wir konnten uns bei ihr leider nicht mit einem Gastgeschenk bedanken.
Samstag 23. September
Kaum aus den Schlafsäcken gekrochen, versammelten sich die ersten Besucher um unser Auto. Unsere schüchterne Brotlieferantin vom Vorabend mischte sich auch in die Menge und bekam von uns als Dank unser schönstes Stofftier, einen bunten Papagei.
Der Wakhan-Korridor ist das einzige fruchtbare Tal weit und breit und so reiht sich hier Dorf an Dorf. Die Erntearbeiten waren in vollem Gange, an die praktizierten Arbeitsmethoden können sich bei uns zu Hause wohl nur noch die wenigsten erinnern.
Wegen der überfälligen Grundreinigung der Teammitglieder machten wir einen Abstecher zur heißen Quelle Bibi Fatima. Hier sprudelt heißes Mineralwasser aus den Bergen, weshalb man hier eine Badegrotte errichtet hat.
Innenaufnahmen werden aus Jugendschutzgründen hier nicht veröffentlicht. Vor der Weiterfahrt verweigerte Vitalis Servolenkung den Dienst indem sie merkwürdige Geräusche von sich gab. Klaus erkannte das Problem sofort und wir füllten mangels ATF-Öl vorerst einfaches Motoröl nach. Zumindest die Geräusche waren danach verschwunden und wir machten uns auf die Talabfahrt. Da Jak noch Hellas alte Sonnenbrille unter die Leute bringen wollte, hielten wir nach einem geeigneten Opfer Ausschau. Dies erschien uns in Form einer bergab marschierenden Dorfbewohnerin. Sie bedankte sich für das Geschenk und setzte die Brille auch sofort auf.
Auch ein alter Rucksack fand noch eine dankbare Abnehmerin und ging an eine Schafhirtin die mit ihrer Herde auf dem Rückweg vom Pamir Hochplateau bereits 215 km zu Fuß zurückgelegt hatte.
Um der Ursache des Ölverlusts auf die Schliche zu kommen, suchten wir nun verstärkt nach einer Möglichkeit, Vitali von unten begutachten zu können. Diese fand sich im kleinen Grenzort Ishkashim an der ehemaligen Seidenstraße in Form einer gemauerten Auffahrt.
Die Inspektion von unten offenbarte dann doch größere Schäden als zuvor angenommen. Neben einer undichten Hydraulikleitung fand sich noch eine gebrochene Motoraufhängung und die Hinterachse hatte im wahrsten Sinne „Federn gelassen“.
Mit Hilfe des Dorfschmieds und der gefühlt halben Dorfbevölkerung machten wir uns an die Reparatur der Schäden. Die Hydraulikleitung war als erstes dran und es kostet uns einige Mühe diese aus den Eingeweiden des öligen Mercedesmotors herauszuoperieren. Letztendlich hielten wir sie in der Hand und der Dorfschmied machte sich an die Arbeit, uns aus verbogenen Ersatzleitungen ein passendes Stück zu schnitzen. Das funktionierte ganz gut und als Dichtung der Anschlußmuffen verwendete er einfachen Bindfaden mit Bremsfett. Als er sich daranmachte, für die Reparatur der Motoraufhängung ein Loch mit einem Steinbohrer und Schlagbohrmaschine zu bohren, fiel zu unserem Glück der Strom aus. Das Bohren hätte nach unserer Schätzung wohl die ganze Nacht gedauert. Wir sicherten die Aufhängung dann mit mehreren Drahtschlingen. Die Zuschauer waren beeindruckt und meinten, das wäre die russische Lösung, die hält ewig. Die Kosten für die einen halben Tag dauernde Reparatur beliefen sich auf 30 Suomi für das Lenkungsöl, 10 für die Miete der Schmiergrube und 60 als Lohn für den Dorfschmied. Das wären insgesamt etwa 10 €. Wir übergaben dem Dorfschmied dann noch etwas Werkzeug, einen Spanngurt, sowie einen Lackieroverall.
Aufgrund der bereits eingebrochenen Dunkelheit entschlossen wir uns, die Nacht auf dem „Grubengelände“ zu verbringen und verspeisten an Ort und Stelle unser Abendessen in Form einiger Havesta Fischdosen mit Fladenbrot.
Der Schmiergrubenbesitzer lud uns dann noch in seine Banja (russ. Sauna) ein. Der erste Eindruck veranlasste uns aber, es beim Händewaschen zu belassen.
Sonntag 24. September
Da die Wirkung unserer Vollwäsche vom Vortag durch die Servicearbeiten zunichte gemacht war, entschlossen wir uns, eine weitere Heiße Quelle, dieGarm Chashma, aufzusuchen.
Hier war zum einen das Wasser wesentlich heißer (ca. 70° am einlaufenden Wasserfall), zum anderen war es sehr kalk- und noch mehr schwefelhaltig. Wir rieben uns auf Rat der Einheimischen mit Kalk ein. Dies soll eine besonders heilende Wirkung haben, gegen was es wirkt, fanden wir nicht heraus. Jedenfalls waren wir nach ein paar Minuten von einer trockenen Kalkschicht überzogen, die wir nach ein paar Tauchgängen wieder ablegten. Zumindest zum Teil, der Schwefelgeruch verfolgte uns noch länger. Kurz vor Khorogh hielten wir am Fluss an, um den Sandstrand zu bewundern und wurden von 2 Anglern auf einen Imbiss eingeladen. Es gab neben gegrilltem Hühnerfleisch und Gemüse auch den obligatorischen Wodka, hier aus dem Deckel einer Thermoskanne.
Von der gegenüber liegenden Flussseite wurden wir von vorbeiziehenden afghanischen Einwohnern begrüßt.
Um Vitali mit seinen gebrochenen Federn das Springen über die Schlaglöcher etwas zu erleichtern, entschlossen wir uns in Khorogh das Dachzelt einer Organisation zur Unterstützung des Pamirtourismus zu spenden. Wir vereinbarten einen Termin für den nächsten Morgen und quartierten uns in der Pamir Mountain Lodge ein. Für Vitali fanden wir ein Plätzchen vor unserem Dreierzimmer.
Montag 25. September
Gegen halb neun erfolgte die Übergabe des Dachzelts, der Präsident freute sich riesig über das Geschenk. Der ursprüngliche Vorschlag, das Zelt im Touristoffice zu deponieren, wurde schnell verworfen, als die Mitarbeiter sahen, was man sich unter einem Autodachzelt vorstellen muss. Wir fuhren zu einem nahe gelegenen Lager und wuchteten das Zelt mit vereinten Kräften in den Hof.
Sichtlich erleichtert hüpfte Vitali nun über die schlaglochübersäte Straße. Wir hatten auch zusätzlich noch 40 Liter Diesel, gespendet von Eibl Parkett & Fußbodentechnik, aus den Kanistern vom Dach in den Tank umgefüllt. Die fehlende Dachlast von ca. 100 kg machte sich stark bemerkbar. Die folgende Etappe hatten wir uns so in unseren kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Über eine Schotterpiste die als Straße nicht zu erkennen war, benötigten wir für die gut 200 km ungefähr 10 Stunden.
Die afghanische Seite war allerdings in einem teilweise noch bedauernswerteren Zustand.
Am späten Abend trafen wir dann geschlaucht in Kalai Chumb ein und fanden einen Schlafplatz im Hostel „Jurev Roma“ zusammen mit dem C-Team aus Chemnitz.
Etappe 7 – Von Kalai Chumb bis zum Ziel in Duschanbe
Dienstag 26. September
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf, um die letzte Etappe Richtung Duschanbe unter die Räder zu nehmen. Wir trafen unterwegs auf drei weitere Teams, Tachicks, TaTour und FaMou’S ex, die gerade dabei waren, überflüssigen Ballast dem Feuergott zu opfern. Tachick’s Sepp musste wieder angeschleppt werden, der Anlasser hatte den Geist aufgegeben. FaMou’S ex war zudem dabei einen platten Reifen mit Vulkanisierzeug zu bearbeiten. Sah richtig professionell aus, gehalten hat’s auch.
Die ersten 25 Kilometer hatte man uns als steinige Felspiste beschrieben, so war’s dann auch.
Danach setzte schlagartig durchgehender Asphalt ein, und wir freuten uns auf einen gemütlichen Endspurt. Die Freude währte von kurzer Dauer, da bei einem Unwetter ein Gebirgsbach der Straße ein jähes Ende gesetzt hatte.
Auf einem schmalen Trampelpfad konnten wir das Malheur umfahren. Im weiteren Verlauf wurde die Straße immer besser, teilweise sogar mit nagelneuem Fahrbahnbelag.
Lediglich auf einem kurzen Teilstück mussten Vitali und Sepp wieder Staub fressen.
Bei einem kurzen Zwischenstopp in Kulob besichtigten wir das „Kulob 2700 th Anniversary monument“.
Nachdem uns der Hunger plagte, suchten wir einen „lauschigen“ Brotzeitplatz, und werteten diesen zum Erstaunen der anderen Teams mit einer blütenweißen Tischdecke von der Pension Sperlhof auf. Nach dem Mittagsmahl brauchte Sepp wieder seinen obligatorischen Schubser.
In flotter Fahrt ging es am Nurek Stausee vorbei Richtung Duschanbe.
Nach kurzer Suche konnten wir eine Unterkunft für alle vier gleichzeitig eingetroffenen Teams im B&B Hotel Atlas buchen. Unsere Luxussuite bot uns viel Platz, wir hatten sogar einen Untermieter in Form einer kleinen Spitzmaus, die unter dem Whirlpool hervorlugte.
Auf Empfehlung von Afzalshoh, einem Bekannten von Jak, fuhren wir alle zusammen zum SimSim Biergarten. Dort gab es süffiges Bier vom Fass und exzellente Schaschlikspieße.
Nach einigen Bierchen traten wir mit drei Taxis den Rückzug an. Die Fahrer lieferten sich zu unserer Freude ein gegenseitiges Wettrennen zu Hotel, wobei im Radio tadschikische Volksmusik in voller Lautstärke erklang. Und tadschikische Taxifahrer haben nicht die billigsten Autoradioanlagen.
Mittwoch 27. September
Am Vormittag suchten wir einen lokalen Bader auf, Klaus wollte sich das Gestrüpp aus dem Gesicht entfernen und die Haarpracht auf Vordermann bringen lassen. Das Ganze entwickelte sich zu einer Runderneuerung incl. Massage und Gesichtsmaske. Gemäß den tadschikischen Hygienevorschriften wurde das Rasiermesser in Spiritus getaucht und mit einer Flamme desinfiziert.
Um 13:00 trafen wir uns mit Afzalhoh und übergaben ihm unser verbliebenes Inventar als Spende für seine Familie und seine Freunde. Kleidung, Stofftiere, Medikamente, Werkzeug, Reservekanister, „Dosenfutter“ usw. wechselten den Besitzer und die Sachen stapelten sich in Afzalshoh’s Zweizimmerwohnung. Danach war eine Stadtbesichtigung mit ihm ausgemacht und wir trafen uns mit den anderen Teams am Hotel. Wir starteten am Somonidenkmal und wanderten über den Rudakipark, vorbei an diversen Regierungsgebäuden zum einst größten Fahnenmast der Welt (165m hoch, Fahnengröße 60x30m, Fahnengewicht 700kg)
Ein Boxenstopp in der „Duschanbe Brewery“ (Hofbräu) wurde aufgrund der unterdurchschnittlichen Bierqualität vorzeitig abgebrochen und wir suchten stattdessen noch eine gegenüber liegende Sportsbar auf.
Donnerstag 28. September - Tag der Zieleinfahrt mit anschließender Party
Auf dem Weg ins 50 km entfernte Edem Ressort kamen wir an einer tadschikischen Ziegelei vorbei, wo aus Lehm und Stroh biologische Mauerziegel mittels Sonnenenergie hergestellt werden.
Im Ressort angekommen wurden die obligatorischen Zielfotos geschossen.
Anschließend wurden die Fahrzeuge im Parc Fermé abgestellt.
Mit Einbruch der Dämmerung begannen die Feierlichkeiten und die Teilnehmer machten es sich auf den Taptschans (zentralasiatische Sitzgelegenheit) bequem.
Das Catering überzeugte nicht alle, auch das Bier aus der eineinhalb Liter Plastikflasche war nicht jedermanns Sache. Zur Desinfektion stand aber ein reichhaltiges Wodkaangebot zur Verfügung.
Freitag 29. September - Tag der Fahrzeugübergabe
Im Konvoi ging es zurück nach Duschanbe, das Übergabeprocedere der Fahrzeuge zog sich über den ganzen Tag hin. Es mussten neue Gesetze interpretiert, Kaufverträge aufgesetzt und der Notar bei Laune gehalten werden.
Nachdem erst mal unklar war wie der Besitzübergang von statten gehen soll, montierte Klaus die Nummernschilder kurzerhand ab und wir verabschiedeten uns schon mal von Vitali.
Mit einem achtsitzigen Sammeltaxi fuhren wir mit 14 Insassen zum Notar und wickelten die Behördenformalitäten in der für Tadschikistan üblichen Zeit ab. Den Tag ließen wir im Public Pub ausklingen, die meisten Teams fuhren von hier direkt zum Flughafen.
Samstag 30. September
Heute stand für die beiden anderen Teammitglieder der Besuch im „Schönheitssalon“ an. Bei Jak war der Bart wieder fällig, bei Michael eine Komplettbehandlung.
Bei der Gelegenheit wurde Klaus gleich mit auf den „Behandlungsstuhl“ zitiert.
Frisch herausgeputzt trafen wir uns am Abend mit den Booze Brothers, Münchner Kindl und Afzalshoh wieder im SimSim Biergarten.
Sonntag 01. Oktober - Tag der Rückreise
2:30 klingelt der Wecker, um 3:00 geht es mit dem Taxi zum Flughafen. Überpünktlich hebt der UTAir Flieger Richtung Moskau ab. Wir hatten unsere Sitzplätze eigentlich in der zweiten Reihe im engen Mittelblock, wechselten dann aber auf die freien Plätze in der ersten Reihe, hier war wesentlich mehr Beinfreiheit gegeben. Die Aufschrift „kostenpflichtig, 1500 RUB“ ignorierten wir vorerst. Nachdem uns die Stewardess darauf hingewiesen hatte, meinte Michael „die sind doch eh frei“. Die Stewardess meinte: „Ja, weil sie was kosten“. Sie wollte 20€ pro Platz kassieren. Wir wollten ihr weniger geben, aber dann kam ein weiterer Steward hinzu und meinte weniger geht nicht, da er eine Quittung ausstellen muss. Nachdem wir ihm klarmachten dass wir keine Quittung brauchen, gab er uns den Quittungsblock trotzdem und meinte nur, wir sollten das Geld dort reinlegen.
Mit ausgestreckten Beinen kamen wir entspannt in Moskau an. Auf dem Weiterflug nach München wurden wir mit einem Glas Wasser verwöhnt. Ohne Mahlzeit kamen wir somit pünktlich um 12:30 in München an. Ein Empfangskomitee wartete bereits mit einer Halben Taufkirchner Helles auf uns.
Zum Abschluss der 4-wöchigen Reise genehmigten wir uns im Airbräu einen zünftigen bayerischen Schweinsbraten.
Wir möchten uns nochmals bei all unseren Sponsoren und Helfern für die Unterstützung bedanken.